16.4. – 14.5.2016
Kuratiert von KubaParis
Text zur Ausstellung:
Auf dem Weg zur Arbeit, frühmorgens, nach einem zu schnell getrunkenen Kaffee, auf dem Weg zur U-Bahn. Schon tausendmal gemacht. Jeden Tag das Gleiche. Der Weg an sich gar nicht existent. In 40 Minuten sitze ich am Schreibtisch und trinke hoffentlich einen langsameren Kaffee.
Der Weg durch die Unterführung funktioniert automatisch und wie mit Scheuklappen. Ich sehe eigentlich gar nichts.
Und dann kann ich nicht anders und bleibe stehen. Halte kurz inne und frage mich: Was ist das? Ein Zwinkern? Ein Fragment eines Comics-Panels? Eine wilde archaische Geste? Auf eine Art fühle ich mich schlagartig an einen Teil meiner Kindheit erinnert: An die Zeiten, als wirklich jede Kleinigkeit, wie ein Vogel oben auf dem Schornstein, Sammlungen von liegengebliebenen Kleinteilen auf dem Gehweg oder Kritzeleien in Hausaufgabenheften, all meine Aufmerksamkeit beansprucht hat.
Cornelia Baltes Werke erzeugen genau das. Die reduzierten Formen, die klaren Gesten in knalligen Farben stellen teils Ausschnitte oder Details dar, die wie mit der Lupe aus der Realität gesaugt wurden. Wie schnelle Skizzen von, auf den ersten Blick, alltäglichen Fragmenten, die wir normalerweise übersehen, aber sofort erkennen, wie wichtig sie für uns sind, wenn wir auf sie aufmerksam gemacht werden. Aus einem anderen Blickwinkel entstehen vollkommen eigenständige und abgegrenzte Bildwelten, in denen sich Linien, Körper und Farbflächen teils komisch, teils abstrakt zusammenfinden und ein narratives Durcheinander erzeugen.
Heute komme ich einfach mal ein bisschen später.
Text: Vincent Schneider, ≈ 5
Die Austellung „Eclipse“ von Cornelia Baltes wurde kuratiert von KubaParis