14.02. – 05.04.2019
Text: Hannah Rhein
Bilder und das Unvermögen Realitäten darzustellen
Jon Shelton nutzt ≈ 5 als Schaukasten seiner Installationen. Ausgangspunkt ist eine Auseinandersetzung mit dem Einsatz von Drohnen zu militärischen Zwecken. Kritisch setzt er sich mit vom Subjekt getrennten Angriffen auseinander, in denen getötet werden kann, ohne dass ein Mensch unmittelbar an diesem konkreten Ort sein muss: Geschossen wird anhand von Bildern. Shelton zeigt keine Menschen, nur einen installativen Verweis auf den technisierten Tötungsprozess. Spielerisch werden zwei Ebenen nebeneinander gestellt, die scheinbar verschieden sind, aber real direkt in Verbindung zueinander stehen und unterschiedliche Zeitpunkte innerhalb eines militärischen Einsatzes markieren. Nicht nur die Schaukästen verwandeln sich in abstrakte Spielszenen, auch das Reale, auf das hier referiert wird, driftet auseinander.
Named Areas of Interest
Ich sehe einen Raum voll Stille. Abgeschnitten von der Wirklichkeit, schwebend im Nichts. Ich bin weit entfernt, isoliert.
Ich sehe eine Landschaft, in der etwas passiert, da kommt etwas von oben. Jemand, der sich wiedererkennbar macht, hält mich auf Distanz, aber ich spreche seine_ihre Sprache nicht, zu abstrakt und losgelöst, als dass ich wüsste, wen ich fragen könnte, was es bedeutet. Vielleicht finde ich das Zeichen irgendwo wieder?
Wie passt du zu mir?
Ich weiß es nicht.
Was passiert denn hier?
Ich weiß es nicht.
Werden Bilder mit einem bestimmten dokumentarischen Zweck gemacht, so bleiben künstlerische und ästhetische Vorhaben außen vor. Scheinbar wissenschaftlich, ontologisch genau soll gezeigt werden, was empirisch zu sehen ist. Aber dennoch bleiben es Bilder, Fragmente einer zeitlichen Abfolge von Raum und Zeit, sobald gemacht, sobald dem Vergangenen zugehörig. Keine neuen Gedanken. Das Sichtbare und das Unsichtbare in den Künsten füllen Meter in der künstlerischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Wäre dies nicht ein Anlass, auch in anderen Bereichen Nutzen aus diesen Erkenntnissen zu ziehen? »Was geschieht, wenn sich Dinge und Körper in Zeichen verwandeln? Wie wirkt die unablässige Invasion der Bilder auf unser Wissen und Wollen? Was bedeutet es, wenn an die Stelle des Gegebenen die bloße Wiedergabe tritt? Und schließlich: Wie verschieben sich die Grenzen des Sichtbaren?«¹ fragt sich Karlheinz Lüdeking. Auch eine vermeintlich dokumentarisch, strategisch nutzbare Fotografie verflacht das in der Welt Erfahrbare und macht Lüdekings Fragen auch für jeden anderen Bereich relevant, der mit Bildern arbeitet.
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¹ Karlheinz Lüdeking, Grenzen des Sichtbaren (= Gottfried Boehm, Garbiele Brandstetter, Karlheinz Stierle (Hg.), Reihe Bild und Text, München: Wilhelm Fink 2006, S. 10.
Diese Ausstellung wurde durch die freundliche Unterstützung der Kunststiftung NRW ermöglicht.